museum-digitalhessen
CTRL + Y
en
Objects found: 1
CollectionHistorische Urkunden und Druckschriften aus dem TAUNUS und FRANKFURTx
PlaceRömerx
Refine searchAdvanced search Sorted by: ID

Urkunde, Urteilsbrief von der ersten Schöffengerichts-Verhandlung im Frankfurter Römer als neuem Rathaus, 1408

Taunus-Rhein-Main - Regionalgeschichtliche Sammlung Dr. Stefan Naas Historische Urkunden und Druckschriften aus dem TAUNUS und FRANKFURT [1408]
Urkunde, Urteilsbrief von der ersten Schöffengerichts-Verhandlung im Frankfurter Römer als neuem Rathaus, 1408 (Taunus-Rhein-Main - Regionalgeschichtliche Sammlung Dr. Stefan Naas CC BY-NC-SA)
Provenance/Rights: Taunus-Rhein-Main - Regionalgeschichtliche Sammlung Dr. Stefan Naas (CC BY-NC-SA)
1 / 2 Previous<- Next->
Contact Cite this page Data sheet (PDF) Calculate distance to your current location Archived versions Mark for comparison Graph view

Description

Urkunde vom 28. Januar 1408 von der ersten Schöffengerichts-Verhandlung im Frankfurter Römer als neuem Rathaus. Ausgestellt vom Stadtschultheißen Rudolf III. von Praunheim, genannt von Sachsenhausen (geb. um 1346, gest. 1413). Mit dem Siegel von Praunheim.

Betrifft einen Rechtsstreit "von allen perthien daz ir iglich zinß und rechte uff und an dryn husern und gesessen hette gelegen in der Diederichs gassen die Clese Gukin steindecker vormals inne gehabt."


Or. Perg. mit dem in der Mitte zerbrochenen und am unteren Rand beschäd. S. des Ausstellers an Perg.-Str; s * rvdolffi [de] – Sassenh(usen) . militis
Der kursiv gestellte Text von derselben Hand, aber mit dunklerer Tinte geschrieben

Ich Rudolff von Sassenhusen, Rittir, Schultheis zü Franckenfurd, Irkennen vnd thün kunt offinlich mit dissem brieffe, daz hüde zü| tage, als dato dissis brieffis heldet, vür mich vnd disse machgeschr(ebin) Scheffen uff die stoben des nüwen Rathuses, gnant der Romer,| glichirwise als an offin gerichte kom-en sin Heinrich von Holczhusen, Scheffen zü Franck(enfurd) uff ein, Heinrich Wisse, auch Scheffe(ne)| daselbis, uff die andern, Henne von Brungesheim bruder uff die dritten, her Peter Tüfel vnd her Rein-hard von der Prediger| wegen uff die vierden vnd Mathiis von Berlin von des Spitals vnd der Siechen Zum heiligen geiste wegen uff die funfften syten| vnd offinten da von allen parthien, daz ir iglich zinß vnd rechte uff vnd an dryn husern vnd gesessen hetten, gelegen in der Diederichs| gassen, die Clese, Girkin Steindecker, vormals Inne gehabt vnd darInne gesessen habe, mit namen so hette Heinr(ich) von Holcz-| husen darüff eyn phund heller geltes, Heinr(ich) Wysse dry schillinge heller geltes, Henne zwey phund heller geltes, die prediger dry| schillinge heller geltes vnd der Spital zehen schilling heller geltes, vnd ir iglich(er) der vorg(nanten) parthy(n) meinte, daz ir zinß vor der andern| zinße gelegen were. Vnd nach virhörunge der parthien eins teils brieff(es) vnd kuntschafft, so erfand sich, daz Hein-rich von Holczhusen| phund heller geltes der leste zinß uff den obgnanten husern vnd gesessen gele-gen waz vnd die zü Im gnomen muste han vnd den andern| ire zinße gegeben. Vnd also so vsserte sich der selbe Heinrich sins phund(es) heller geltes vnd waz rechten er zü odir an den obg(nanten) husern| vnd gesessen hatte, gein den obg(nanten) andern vier parthien. Vnd also so han ich Rudolff von Sassenhusen, Ritter, Schulth(eis) zü Franck(furt)| vorg(nant), Heinrich Wyssen, Hennen, die predi-ger vnd Spital obg(nant) in die obg(nantin) husere vnd gesesse von gerichtis wegen vnd von geheisse| der Scheffen gesast, als recht ist; doch mit beheltnisß vnd vnschedelich dem Riche, dem Rade vnd der Stad zü Franck(furt) an iren| dinsten, gnaden vnd friheiden. Daruff so bekante der obg(nante) Henne, daz Heinr(ich) Wissen dry schillinge heller geltes, der prediger dry| schillinge heller geltes vnd des Spi-tals zehen schillinge heller geltes, die sie uff den obg(nantin) husern vnd gesessen hetten, vor sin zinße vnd| ee gelegen we(re)n einer als gut als der ander, vnd vndirczog sich der selben hus(er)e vnd gefelle daruff in aller der masse, als vorgeschr(ebin)| stet, vnd geredt yn die sechczehen schillinge heller gelt-es jerlichs zugeben iglichem nach sim gebornisß, als da oben geschr(ebin) stet, als| auch solich vsser-unge, bekentnisß vnd sache in des gerichtes buch geschr(ebin) stet. Vnd nach solichen ergangen sach-en So forderten vnd| begerten Heinr(ich) Wisse, die eg(nanten) prediger vnd Mathys obg(nant), obe man ir iglichir parthij ir billich vnd durch rechte einen brieff von| gerichtis wegin geben sulde. Des han mich disse nachgeschr(ebin) Scheffen gewisit vnd geheissen, daz ich iglichir der vorg(nanten) parthij| des billich einen brieff von gerichtes wegen vndir mym Inges(egil) geben sulle vnd sie zu geczugen dar-in lassen schriben. Hie by sin gewest| Jacob Weibe, Erwin Hartrad, Gerbracht von Glauburg, Jacob Her-dan, Idel Drutman, Johann Wysse, Sifrid von Spire, Herte Goltstein,| Brand Clobelaüch vnd Jacob Lyn-ung, Scheffene zu Franck(furt). Des zü orkunde so han ich Rudolff von Sassinhusen, Ritter, Schulth(eis) zü| Franck(furt) vorg(enant), myn Inges(egil) von gerichtes wegen vnd von geheisse der obgeschr(eb-in) scheffene an dissen brieff gehangen. Datum Anno domini| Millesimo quadringentesimo octauo, sabbato post Conuersionis sancti Pauli.
Druck: Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde in Frankfurt a. M. 5 (1879), S. 229 f.¬ (aus dem Nachlass der Stiftsdame Freifräulein von Günderrode)



Streitparteien sind:

-der Schöffe Heinrich von Holzhusen

-der Schöffe Heinrich Wysse / Wisse

-der "bender" (Binder) Henne von Brengesheim

-die Prediger Peter Tufel und Herr Reinhard

-Mathis von Berlin vom Spital der Siechen zum Heiligen Geist

Auf lateinisch datiert auf 1408, sabatto p(ost) conversionum Sancti Pauli (=Pauli Bekehrung, 25. Januar), also Samstag, der 28. Januar 1408. Zuvor hat das Schöffengericht noch im Jahr 1407 im alten Rathaus getagt, im Schöffengerichtsprotokoll vom 28. Januar 1408 ist erstmals die Rede vom neuen Rathause gewesen. Eine parallele Ausfertigung dieser Urkunde (also gleicher Inhalt, gleiche Datierung etc.) befindet sich im Institut für Stadtgeschichte Frankfurt (Signatur ISG FFM Bestand H.13.13 Nr. 72).

Rudolff von Sassenhusen, Ritter, Schultheiß zu Frankfurt, urkundet:

"uff die stoben des nuwen rathuses gnant der Romer" erscheinen vor Gericht:

1. Heinrich von Holczhusen, Schöffe, 2. Heinrich Wisse, auch Schöffe, 3. Henne von Brungesheim, Bender, 4. Her Peter Tufel und Her Reinhard von den Predigern, und 5. Mathiis von Berlin von dem Spital und den Siechen zum Heiligen Geist,

und streiten über die Rangfolge der Zinsen, die sie an drei Häusern in der Diederichsgasse besitzen, die vormals der Steindecker Clese Girkin innegehabt und bewohnt hatte.

Sie besitzen darauf folgende Zinsen: 1. 1 Pfund Heller, 2. 3 Schilling Heller, 3. 2 Pfund 4. 3 Schilling 5. 10 Schilling Heller. Der Richter entscheidet, daß die Ansprüche von 1. nachrangig sind. Darauf verzichtete 1. auf seine Ansprüche und der Richter setzt 2. bis 5. darin ein. Darauf bekennt Nr. 3, daß die Ansprüche von 2, 4 und 5 den seinen gegenüber vorrangig (und untereinander gleich) sind, verzichtet auf seine dementsprechenden Ansprüche.

Anwesend: Jacob Weibe, Erwin Hartrad, Gerbracht von Glauburg, Jacob Herdan, Idel Drutman, Johann Wisse, Sifrid von Spire, Herte Goltsteine, Brand Clobelauch und Jacob Lyming, Schöffen.

Rudolf III. von Praunheim (* 1346 ?, erwähnt ab 1366, † 1413) aus der Familie der Herren von Praunheim war ab 1376 der letzte seiner Familie, der das Amt des Schultheißen der Reichsstadt Frankfurt am Main einnahm. Familie: Sein Vater war Rudolf II. von Sachsenhausen-Praunheim, der 1371 starb, verschiedene einflussreiche Positionen in Frankfurt und der Wetterau innegehabt hatte. Seine Mutter war eine Christine († vor 1400), die sein Vater, für den das die zweite Ehe war, zwischen 1342 und 1345 geheiratet hatte. Ihr Familienname ist nicht bekannt.

Die Kinder aus erster und zweiter Ehe des Rudolf II. verwickelten sich nach dessen Tod in umfangreiche Erbstreitigkeiten, die in der ungleichen Verteilung des Erbes zwischen den Kindern aus den beiden Ehen gründeten. Die Parteien stritten zunächst vor dem städtischen Schöffengericht Frankfurts, wobei es nach den Aufzeichnungen des Gerichts zu gegenseitigen Beschimpfungen kam, zweitinstanzlich vor dem königlichen Gericht in Prag. Den Kindern aus erster Ehe gelang es hier, zunächst über ihre Geschwister aus zweiter Ehe die Reichsacht verhängen zu lassen. Als diese sich dann dem Gericht stellten, wurde der Prozess an die Gerichte der Erzbischöfe von Trier und Mainz verwiesen. Der genaue Ausgang des Streits ist nicht überliefert, jedoch scheint der überwiegende Teil des Vermögens bei den Kindern aus zweiter Ehe verblieben zu sein und so auch die politische Macht: Rudolf III. gelang es – als letztem aus der Familie – 1376 noch einmal das Schultheißenamt einzunehmen.

Rudolf III. heiratete Irmel von Erligheim. Ihr Vater war Heinrich von Erligheim. Aus dieser Ehe ging eine Reihe von Kindern hervor:

Bingel von Praunheim-Sachsenhausen, genannt 1398 ⚭ Wenzel von Selbold

Irmgard von Praunheim-Sachsenhausen, genannt 1398–1437 ⚭ 1415 Henne von Hochweisel, † 1430

Friedrich II. („der Jüngere“) von Praunheim-Sachsenhausen, genannt 1405–1420, † vor 1422, letzter der Linie der Reichserbschultheißen ⚭ Else von Bellersheim, deren zweite Ehe das ist. Nach erneuter Witwenschaft heiratete sie in dritter Ehe Friedrich von Wesen.

Rudolf IV. von Praunheim-Sachsenhausen, genannt seit 1415, † Anfang 1426

Hermann von Praunheim-Sachsenhausen, genannt 1409, Kanoniker im Kloster Konradsdorf (?)

Lampert von Praunheim-Sachsenhausen, genannt ab 1411, † 1449, Abt der Reichsabtei St. Maximin in Trier

Christine von Praunheim-Sachsenhausen ⚭ 1431 Emelrich von Ingelheim (auch: „von Ockenheim“)

Karriere: 1366 wurde Rudolf III. – vielleicht anlässlich seiner Heirat – zum Ritter geschlagen. Nach dem Tod seines Vaters trat er, ebenso wie sein Bruder Friedrich I. von Praunheim-Sachsenhausen, dessen Nachfolge als Burgmann in der Reichsburg Friedberg an.

Vor 1376 – die Umstände sind unklar – gelang es der Familie von Praunheim den Besitz der Burg Falkenstein und der damit verbundenen „Grafschaft Nüring“, einer Zehnt mit Hochgericht, als Pfand aus dem Besitz der Familie von Falkenstein zu erwerben. Dieser Erwerb wurde durch einen Bruder Rudolfs II., Friedrich I. von Praunheim-Sachsenhausen, kurtrierischer Amtmann in Koblenz und kurtrierischer geheimer Rat, verwaltet. Umgekehrt ist Rudolf III. – ebenso wie seine Brüder – Burgmann auf den kurtrierischen Burgen Ober- und Niederburg Kobern.

Zum 6. Juli 1376 wurde Rudolf III. Schultheiß von Frankfurt. Das Amt befand sich seit 1372 als Pfand in den Händen der Bürgerschaft. Damit ist er der erste der zahlreichen Schultheißen aus seiner Familie, die nicht vom deutschen König, sondern von der Bürgergemeinde der Stadt eingesetzt wurde. Er ist damit nun nicht mehr „Reichsschultheiß“, sondern „Stadtschultheiß“. Als Rudolf III. 1379 zusammen mit seinen beiden Brüdern dem adeligen „Löwenbund“ (auch: „Löwengesellschaft“) beitrat, der eine gegen Frankfurt gerichtete Politik führte, musste er das Amt des Stadtschultheißen räumen. Diese Auseinandersetzungen gipfelten in der Kronberger Fehde und der Schlacht bei Eschborn, die für Frankfurt in einer schweren militärischen Niederlage endete. Dabei geriet auch Stadtschultheiß Winter von Wasen in Gefangenschaft der adeligen Koalition. Rudolf II. hatte sich aktiv nicht an den Kämpfen beteiligt, sondern versucht, den Streit auf dem Verhandlungsweg beizulegen. Er war damit in der für Frankfurt schwierigen Situation nach der militärischen Niederlage der geeignete Kandidat, den verwaisten Posten des Stadtschultheißen wieder zu besetzen. Am 25. Juli 1389 wurde er zum zweiten Mal Inhaber dieses Amtes und übte es bis 1408 aus. Auch darüber hinaus war er für die Stadt tätig, etwa in diplomatischen Missionen. Er starb 1414.

Material/Technique

Pergament

Measurements

B x H 21,5 x 27,8 cm

Issued Issued
1408
Praunheim, Rudolf III. von
Römer
[Relation to time] [Relation to time]
1408
1407 1410
Taunus-Rhein-Main - Regionalgeschichtliche Sammlung Dr. Stefan Naas

Object from: Taunus-Rhein-Main - Regionalgeschichtliche Sammlung Dr. Stefan Naas

Um die Geschichte des Rhein-Main-Gebietes, insbesondere die der Stadt Steinbach am Taunus und ihrer Nachbarkommunen zu dokumentieren und zu erhalten,...

Contact the institution

[Last update: ]

Usage and citation

The textual information presented here is free for non-commercial usage if the source is named. (Creative Commons Lizenz 3.0, by-nc-sa) Please name as source not only the internet representation but also the name of the museum.
Rights for the images are shown below the large images (which are accessible by clicking on the smaller images). If nothing different is mentioned there the same regulation as for textual information applies.
Any commercial usage of text or image demands communication with the museum.